Auf Generation Y folgt Generation Who?

Die als Generation Z bezeichneten jungen Menschen, die derzeit in Schule und Ausbildung ihr bestes geben, werden in medialer Berichterstattung oft als medienkompetent, strebsam und auf Individualität bedacht beschrieben. Dass eine derlei vereinfachte Sichtweise nicht der Realität entspricht, dürfte nicht verwundern. Auch wissenschaftliche Studien, die sich dieser Altersgruppe angenommen haben, bestätigen, dass es sich keinesfalls um eine homogene Masse mit gleichgeschalteter Interessenlage und moralischer Haltung handelt. Das unbegründete Gefühl mancher Bürger älteren Semesters, dass diese Generation jetzt aber nun wirklich der Verursacher einer gesellschaftlichen Apokalypse sei, stellt sich aktueller Untersuchungen zufolge als unbegründet heraus – denn so anders als vorangegangene Generationen sind sie dann doch nicht.

Innerhalb eines definierten Kulturkreises kann hinsichtlich der Entwicklung Jugendlicher ein interessanter Effekt beobachtet werden: kollektiv wahrgenommene Ereignisse und soziale Gegebenheiten führen zu einer gewissen Homogenität in der Ausprägung des sozialen Charakters. Mit zwar fließenden Grenzen wird so eine Einteilung in Generationen gerechtfertigt, die jeweils einen Zeitraum von ungefähr 25 Jahren abdecken. Die Generation Y geht um die Jahrtausendwende in die Generation Z über. Die Generation Z wiederum befindet sich noch inmitten des Prozesses der formativen Jugendzeit, verlässliche Aussagen erweisen sich daher als schwierig.

Eine 2016 veröffentliche Studie, in der über 10.000 Kinder und Jugendlichen im Alter von 9 bis 14 Jahren befragt wurden, zeichnet eine erste Tendenzen zur Interessenlage und Werteorientierung der Generation Z auf. Das Ergebnis unterscheidet sich überraschend wenig von denen, die in vorangegangenen Jahren durchgeführt wurden:

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass zwischen den Studien ein relativ geringer Zeitraum liegt.

Auffallend ist ein offenbar weit verbreiteter Optimismus hinsichtlich einer positiven Zukunft. So erwarten 91% der Befragten in Zukunft ein gutes bis sehr gutes Leben zu führen und nur 1% ist von einer negativ geprägten Zukunftsvision überzeugt.

Ebenfalls 2016 veröffentlicht, gibt die Jugendstudie des SINUS Instituts Heidelberg tieferen Einblick in die Lebenswelten der Generation Z. Statt statistische Erhebungen wurden längere Gespräche geführt, von denen sich 7 Muster ableiten lassen, die teils zu großen Unterschieden in der Wichtigkeit einzelner Lebenselemente führen. So legen materialistisch eingestellte Studienteilnehmer größeren Wert auf ein hohes Einkommen; gute Feedbackkultur und Wohnortnähe im Job genießen einen hohen Stellenwert bei konservativ-bürgerlichen Orientierten. Als Gemeinsamkeit aller 7 Gruppen stellt sich ein Interesse an guter Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben heraus. Obwohl die Studie klare Grenzen zwischen den einzelnen Kategorien herausarbeitet, sind auch fließende Übergänge und Mischformen nicht außer Acht zu lassen:

Die 2014 Veröffentlichte ICILS-Studie (International Computer and Information Literacy Study) konzentrierte sich auf die Fähigkeiten eines Umgangs mit Computern und Informationstechnologie. Anders als es der Ruf der digital natives vermuten lässt, weisten ein Drittel der deutschen Studienteilnehmer gravierende Defizite in diesem Bereich auf. Ein von Konsum und Selbstdarstellung dominiertes digitales Umfeld führe folglich keinesfalls zu einem kompetenten Umgang mit den dazu benötigten Werkzeugen und müsse bei der inner- und außerschulischen Bildung berücksichtigt werden.

Matthias C. J. Dannhorn

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Dieser Artikel basiert auf folgenden Studien:

„Kinderbarometer“ der Bausparkasse LBS (2016):
www.lbs.de/unternehmen/u/kinderbarometer/index.jsp

Sinus Jugendstudien des SINUS Instituts Heidelberg (2016)
www.wie-ticken-jugendliche.de

International Computer and Information Literacy Study der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (2014)
https://nces.ed.gov/surveys/icils/about.asp