Tastaturtraining – ein Interview

Liebe Leser/-innen, Interessenten/-innen, ehemalige Teilnehmer/-innen,

nachdem ich immer wieder Fragen zu unserem Training zum 10-Fingerschreiben auf der Computertastatur bekomme, und weil es auch immer wieder Hinweise auf entsprechende Studien gibt, habe ich mich entschlossen, mit Frau Annette Lang von unserem Partner ‚effektives Lernen‘ ein Interview zu führen.
Wir wollen damit sowohl auf die die Inhalte der Studien eingehen, als auch allen Interessierten einen Orientierungsmöglichkeit geben.

An dieser Stelle herzlicher Dank an Frau Lang!
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Frau Lang. Zuerst interessieren sich unsere Leser sicherlich über die ein oder anderen Fakten und so beginnen wir unser Interview mit der Frage, wie lange unterrichten Sie denn schon 10-Finger-Schreiben auf der Tastatur?

Ich habe 2004 angefangen, Computerschreibkurse auf diese fortschrittliche Art zu unterrichten. Ich selbst habe in meiner Schulzeit auf die herkömmliche Art über einen Zeitraum von einem Jahr das Tippen auf einer Schreibmaschine gelernt. Dies war sehr mühsam, aber es hat mir auf meinem weiteren Berufsweg, besonders bei der Büroarbeit, viele Vorteile verschafft.

Das ist ja eine lange Erfahrungszeit, vielleicht wollen Sie uns noch kurz mitteilen, wie die Entwicklung hin zu Ihrem eigenen Trainingskonzept war?

2004 wollte ich mich aus familiären Gründen beruflich verändern. Ich komme aus der Hotelbranche und war auf der Suche nach einer Tätigkeit, bei der ich Kontakt mit Menschen habe, die Arbeitszeiten flexibel sind und meine persönlichen Interessen berücksichtigt werden.
Zu dieser Zeit gab es einen Anbieter in Deutschland, der einen neuen Computerschreibkurs entwickelt hatte und Trainer suchte. Da ich mich schon vorher für Themen wie „Lernen lernen“ aber auch „wie denkt und lernt mein Gehirn“ interessierte, war ich schnell von dem Lernkonzept überzeugt, habe mich schulen lassen und angefangen als Dozentin zu arbeiten.
Leider hatte die Firma den Kurs nicht weiterentwickelt, betriebswirtschaftliche Fehler gemacht und sich schließlich aus Deutschland zurückgezogen. Da wir durch die 7 Jahre Erfahrung aber viele neue Ideen bekommen hatten, war die Zeit reif, einen eigenen, modernen Kurs zu entwickeln. Die Entwicklung dauerte 2 Jahre, wobei mein Mann als Grafiker-Designer zum Projekt beigetragen hat. Ich arbeitete dann zunächst für ein Jahr mit unseren Unterlagen, um die Geschichte und das Teilnehmerheft weiter zu optimieren. Seit 2013 bieten wir das Konzept auch anderen Trainern deutschlandweit an.

Das von Ihnen angebotene Trainingskonzept überschreibt sich mit dem Slogan „10-Finger-Schreiben in 2 x 2 Stunden“. Wir haben beobachtet, dass es in den letzten Jahren eine Reduktion der anberaumten Trainingszeit bei solchen Konzepten gegeben hat. Ist es wirklich realistisch, das 10-Finger-Schreiben auf der Tastatur in vier Stunden zu erlernen oder handelt es sich hier eher um eine Werbeaussage, die dem Beschleunigungstrend gerecht wurde?

Der Kurs hält genau das, was er verspricht. Unser Gehirn ist extrem leistungsfähig. Wenn jemand gehirngerecht lernt, kann er jeden Lernstoff in kurzer Zeit erlernen. In entspannter Atmosphäre, mit Bildern, einer Geschichte und Visualisierungstechniken kann man spielerisch in 4 Stunden tippen lernen.
Um dann schneller und sicherer zu werden, wird zu Hause weiter trainiert. Das Gelernte muss ins Unterbewusstsein gelangen. Durch Wiederholungen entstehen neue Nervenbahnen und Synapsen. Je mehr sie trainieren, desto ausgeprägter werden diese und desto schneller können sie tippen.

Nun habe ich, als Ihr Interviewer, ein mit Ihrem Konzept zertifizierter Trainer, einige Erfahrung mit ihrem Kurssystem gemacht, aber die Unterrichtszeit in 2 x 2 Stunden umzusetzen, traue ich mich nicht. Ich lege Ihr Konzept immer auf einen Arbeitstag an, nicht auf mehrere Tage unterteilt. Damit habe ich gute Erfahrungen bezüglich des Erfolgs bei den Teilnehmern gemacht. Steht diese Vorgehensweise konträr zu Ihrem Konzept oder kann man die Unterrichtszeit flexibel gestalten?

Für das Erlernen der Tastatur, einschließlich den Wiederholungen im Teilnehmerheft und den Tippübungen benötigt ein Dozent nur 4 Stunden. Natürlich ist es möglich, den Kurs auch zeitlich zu verlängern, um z.B. das Schreibtraining auszuweiten oder auch weitere Fakten über effektive Lernmethoden zu vermitteln. Wenn dies zeitlich möglich ist, können die Teilnehmer davon profitieren. Allerdings sollten genug Pausen zwischen den Lerneinheiten liegen, damit das Gehirn wieder aufnahmefähig ist.
Ich selbst unterrichte den Kurs in diesen 2×2 Stunden. Es gibt auch Kollegen, die einen dritten Termin zum Vertiefen anbieten, bzw. auch schon einen Schreibtest integrieren. Aber auch die Kombination mit einem Word-Einsteigerkurs ist denkbar.
An Grundschulen biete ich auch schon mal 4 x 1 Stunde an, weil das für Kinder im Alter von 9 Jahren wegen der kürzeren Konzentrationsspanne einfacher ist.

Es gibt ja verschiedene Zielgruppen, das sind Schüler und Schülerinnen in den Regel- oder weiterführende Schulen, Studenten der verschiedenen Fachrichtungen und Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus den verschiedensten Aufgabenstellungen und Branchen. Mit welcher dieser Zielgruppen haben Sie denn die meiste Erfahrung? Oder gibt es noch eine Zielgruppe, die ich in meiner Aufzählung vergessen habe?

Schwerpunktmäßig arbeite ich viel mit öffentlichen Bildungsträgern (meistens Volkshochschulen) zusammen, welche die Kurse ausschreiben und bewerben. Durchschnittlich sind die Teilnehmer im Alter zwischen 15 und 45 Jahren. Die meisten Kurse sind ziemlich gemischt, was mir persönlich viel Spaß macht. Die jüngeren Teilnehmer lernen oft leichter, da sie durch die Schule an das Lernen gewöhnt sind und sich vorbehaltloser auf die Unterrichtsmethode einlassen. Ich hatte auch schon 8 jährige- Kinder und einen ehemaligen Oberarzt, der um die 80 Jahre war.
Ich unterrichte auch regelmäßig auf der Uni/ FHs und hin und wieder in Grund- und weiterführenden Schulen. Firmen oder Behörden gehören auch immer wieder zu unseren Kunden. Es gibt auch Teilnehmer, die gerne einen privaten Kurs bei sich zu Hause buchen und mich als Dozentin anfragen.
Unser Computerschreibkurs ist auch sehr gut für Teilnehmer mit Migrationshintergrund (A2 Niveau) oder auch für Behinderte geeignet, weil der Unterricht in entspannter Atmosphäre stattfindet und die Verwendung von Bildern das Lernen leicht macht. Bei solchen Teilnehmern investieren ich dann auch schon mal mehr Zeit.
Flüchtlinge sind oft sehr motiviert und lernen unsere Sprache in einer Geschwindigkeit, dass man nur staunen kann. Ich arbeite gerne mit Flüchtlingen zusammen, da es sich meistens um Teilnehmer handelt, die sehr dankbar für das sind, was man in sie investiert.

In den Schulsystemen einzelner Bundesländern gibt es, was diese Kompetenz anbetrifft , viele Unterschiede. Und an dieser Stelle möchte ich bemerken, dass in meinem Heimatland Bayern das Erlernen des 10-Finger-Schreibens nicht im Lehrplan der Gymnasien enthalten ist. Dabei gibt es ja Studien wie z.B. die der ‚Erziehungswissenschaftlichen Fakultät‘ der Friedrich-Schiller-Universität Jena (zwischen 1998 und 2003), in denen ja als Ausgangsbetrachtung die Ergebnisse der PISA-Studien, die Anzahl der Schüler und Schülerinnen, die ohne befriedigende, literale Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit der Muttersprache die Schule verlassen und vor allem die Schülerzahl mit LRS über die Jahre nicht abnimmt. (Satz zu lang) Wie ist Ihr Standpunkt zu der These, dass das Erlernen des 10-Finger-Schreibens erheblich positiv zur Erlangung der Muttersprache/Deutsch als Fremdsprache seinen Beitrag leisten kann?

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass das Erlernen des 10-Finer-Schreibens positive Auswirkungen auf den Umgang mit der deutschen Sprache und dem Schreiben an sich hat. Es findet eine intensivere sprachliche Auseinandersetzung statt, was zu mehr Verständnis führt. Auch die Motivation, längere Texte zu schreiben, wächst im selben Maße wie sich die Tippgeschwindigkeit erhöht. Mit Sicherheit wird auch die Rechtschreibung verbessert, was die Studie ja gezeigt hat.
Darüber hinaus vermitteln wir im Kurs Lerntechniken, die jedem Teilnehmer helfen, sich Dinge besser zu merken und gehirngerecht zu lernen. Das bezieht sich nicht nur auf die Schule oder auf eine Sprache, sondern ist auch hilfreich im Arbeitsleben und im privaten Bereich. Das steigert auf jeden Fall auch die Konzentrationsfähigkeit.
Der Lehrplan in Rheinland-Pfalz sieht das Erlernen des 10-Finger-Schreibens auch nicht vor – nicht einmal in einer medienorientierten Schule. Wie die Studie zeigt, ist es kontraproduktiv, den Umgang mit PC/ Word zu lernen, ohne tippen zu können.
Es gibt hier in unserer Gegend einige Medienklassen, die viel mit Tabletts arbeiten. Zumindest sind einige Schulen jetzt soweit, dass sie unseren Kurs für diese Schüler am Nachmittag anbieten, der dann von der Schule organisiert, aber nicht bezahlt wird.

Nun trainieren wir ja in dieser kurzen Zeit diese Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts in einem Setting, das in die Rubrik mentales Training gehört. Wir kombinieren ja dabei die gedankliche Auseinandersetzung mit sensomotorischen Bewegungsvollzügen und den sie begleitenden Signalen und kombinieren dies dann mit dem Praktischen, dem Erlernen und Optimieren der motorischen Fertigkeiten beim 10-Finger-Schreiben. Wie unterscheidet sich denn solch ein Trainingsansatz zu dem klassischen, didaktischen Unterrichtsansatz, bei dem über viele Monate in kleinen Schritten diese Fähigkeit erworben wird?

Der Kurs ist gehirngerecht aufgebaut und bezieht bewusst die linke Gehirnhälfte (logisches strukturiertes Denken) als auch die rechte Gehirnhälfte (abstraktes Denken, Bilder und Farben) mit ein.
Zu jedem Buchstaben gehört ein farbiges Bild (A – Affe, gelb) und ist über seine Farbe (z.B. gelb) einem Finger (kleiner linker Finger) zugeordnet. Die Bilder sind nun Teil einer zusammenhängenden Geschichte. Da die Bilder der Geschichte räumlich angeordnet sind (oben, mittig, unten), zeigen sie uns auch die Lage der Buchstaben auf der Tastatur.
Zum Beispiel: Das S steht für Seeräuber. Über ihm sieht man die Windmühle – das W. Und unten befinden sich seine X-Beine – das X. So lernen die Finger die Lage der Buchstaben auf der Tastatur.
Ein weiteres wichtiges Element unseres Systems ist die positive Lernatmosphäre, in der das Gehirn sehr aufnahmefähig ist. Diese zu schaffen ist ein Teil der Aufgabe des Dozenten.
Außerdem geht die Unterrichtsmethode auf die verschiedenen Lerntypen ein.
Dagegen können sie in einem herkömmlichen Kurs nur durch stundenlanges wiederholen ihr Unterbewusstsein trainieren. Das ist sehr eintönig und anstrengend, da am Anfang für lange Zeit nur Buchstaben getippt werden. Der Lernerfolg stellt sich nur sehr langsam ein, was nicht motivierend ist.

Was ist Ihrer Meinung nach der Kern, der Schlüssel, der unseren Trainingsansatz so attraktiv und erfolgreich macht? Was passiert einem Trainingsteilnehmer und führt bei ihm oder bei ihr zu einem Aha-Effekt?

Der Aha-Effekt erfolgt, wenn die Teilnehmer zum ersten Mal blind tippen – und das schon nach ca. 45 Minuten Unterricht. Bis dahin haben die Teilnehmer eine neue Lernmethode kennengelernt, eine Lerngeschichte gehört, das Erlernte spielerisch und schriftlich wiederholt. Sie erfahren, dass sie sich tatsächlich mit Hilfe von Bildern die Lage der Buchstaben merken können. Die Teilnehmer tippen von Anfang an Wörter – dadurch ist das Erfolgserlebnis noch größer.
Der Kern des Kurses ist das gehirngerechte Lernen. Er ist deshalb so attraktiv, weil man in so kurzer Zeit eine neue Kompetenz erlernt, uns das noch mit Spaß in entspannter Atmosphäre.

Nun kommen wir zu einer Studio der ‚Aalto-University‘ in Finnland, die vor einiger Zeit für Aufsehen gesorgt hat. Die Überschrift über den Forschungsergebnissen lautete: „Die Anzahl der Finger bestimmt nicht die Tippgeschwindigkeit, Personen, die das 10-Finger-System gelernt hatten, konnten im Durchschnitt genauso schnell schreiben, wie die, die sich das Tippen selbst beigebracht hatten.“ Was haben Sie damals spontan gedacht, wie Sie dies lasen?

Nachdem ich die Studie gelesen habe, hatte ich viele Fragen zum Text. Ich finde die Studie sehr lückenhaft.
Ich kann in soweit mit dem Text übereinstimmen, dass es unterschiedliche Techniken zum Tippen gibt und es nicht primär ausschlaggebend ist, ob sie sich das Tippen selbst beigebracht haben oder in einem Kurs waren. Allerdings ist es sehr wichtig, dass die Technik auch ergonomischen Anforderungen gerecht wird, sie richtig erlernt und konsequent umgesetzt wird. Wenn dies nicht der Fall ist, wird man über eine gewisse Geschwindigkeit nicht hinauskommen.
Wichtig ist, dass sie blind tippen können. Nur dadurch erlangen sie eine hohe Anschlagsgeschwindigkeit. Solange Ihre Augen auf die Tastatur schauen müssen, werden sie nicht schneller. Darüber macht der Text erst mal keine klaren Aussagen.
Außerdem ist es erwiesen, dass man weniger Fehler tippt, wenn man blind schreibt.
Es geht aber nicht nur um die Geschwindigkeit sondern auch um professionelles und gesundes Arbeiten. Jeder von uns weiß es zu schätzen, wenn ein Mitarbeiter auf einem Amt beim Ausfüllen der Formulare konzentriert und ruhig auf den Bildschirm schaut. Wenn er nicht hektisch den Kopf von der Tastatur zum Bildschirm hin und her bewegen muss oder wenn er beim Tippen in der Lage ist, einen Kunden anzuschauen.
Darüber hinaus ist blind tippen auf jeden Fall wesentlich entspannter für die Augen und für das Gehirn, weil die Augen fokussiert bleiben. Das bestätigt ja auch die Studie.
Es gibt kaum einen Bereich, wo es keinen PC gibt. Aus meiner Sicht gehört die Fähigkeit blind tippen zu können zur Grundausstattung im Leben, so wie das 1×1 oder Fahrrad fahren.
Sich einen schlechten Schreibstil wieder abzutrainieren ist sehr mühselig. Am einfachsten ist es, wenn man von Beginn an richtig tippen lernt. Sei es mit unserem mentalen Ansatz mit Bildern oder auf die herkömmliche Art, die auch noch angeboten wird. Wenn sich jemand das Tippen in mühseliger Arbeit über viele Stunden selber beibringen möchte, kann er dies natürlich tun. Aber warum nicht einfach direkt richtig, entspannt in nur 4 Stunden lernen?

Diese Studie hat herausgearbeitet, dass die Tippgeschwindigkeit nicht nur am Faktor liegt, wie viele Finger benutzt werden, sondern andere Faktoren auch eine wesentliche Rolle spielen. So hatten Personen, die schnell tippen konnten, gelernt, ihre Hände an derselben Stelle zu halten und beim Tippen nur die Finger zu bewegen, statt die ganze Hand. Auch benutzten sie durchweg denselben Finger für ein und denselben Buchstaben. Aus meiner Perspektive werden in Ihrem Trainingskonzept genau diese Faktoren berücksichtigt. Sehen Sie das auch so?

Ja, natürlich. Das sind wesentliche Bestandteile unseres Systems – darüber haben wir ja schon gesprochen: Jedem Finger sind bestimmte Buchstaben zugeordnet und dies wird konsequent beibehalten. Nur so ist es möglich, blind zu tippen. Überwiegend bewegen sich die Finger, während die Hände ruhig auf dem Tisch liegen. Dadurch ist es möglich, auch über Stunden zu tippen ohne das es zu größeren Ermüdungserscheinungen oder gar Schmerzen kommt. Und ganz wichtig: Die linke Hand hat nichts auf der rechten Tastenhälfte verloren und umgekehrt.

Können Sie den Lesern vielleicht noch einige Aspekte der modernen Neurobiologie darstellen?

Unser Gehirn ist einzigartig geschaffen und wird nie an seine Leistungsgrenze stoßen –wird nie „voll“ sein. Je mehr wir lernen um so leichter wird es, weil das Gehirn immer auf vorhandenes Wissen/ Nervenbahnen anknüpft.
Medizinisch gesehen gibt es gar keine Grund zu sagen: Ich bin zu alt um etwas Neues zu lernen. Unser Gehirn lernt immer, auch im Alter. Je mehr wir lernen, um so gesünder bleibt unser Kopf.
Es ist nur unsere Denkweise die sagt: Ich bin 60, warum soll ich noch eine Sprache lernen, oder tippen.Und diese Denkhaltung verursacht, dass wir mit dem Lernen aufhören und so werden wir langsamer und unser Gehirn baut ab. Es ist nicht unser Alter, das uns am Lernen hindert.
Kinder sollen schon in frühen Jahren motiviert werden, durch ihre natürliche Neugier Dinge zu lernen, zu experimentieren und auszuprobieren.
Die Gehirnforschung (siehe Prof. Dr. Dr. Spitzer) stimmt darin überein, dass Fernsehen und Computer nichts für Kleinkinder sind. Das Gehirn entwickelt sich wesentlich gesünder ohne Medien. Deshalb sollte man den Umgang damit unbedingt einschränken und kontrollieren.
Vor kurzem hab ich einen Bericht darüber gehört, das unsere Computer wie unser Gehirn arbeiten. Wir haben sie ja auch entwickelt. In dem Bericht ging es darum, dass das ständige Benutzen von Smartphones etc., um sich Dinge zu merken dazu führen wird, dass wir unser Kurszeitgedächtnis nicht mehr trainieren – alles wird aufgeschrieben. Laut dem Bericht hat das zur Folge, dass wir verlernen, einfache Entscheidungen schnell zu treffen. Das fand ich ziemlich erschreckend.
Deshalb ist es um so wichtiger, bewusst zu lernen und moderne Medien nur als Hilfsmittel anzusehen und nicht als zweites Gehirn.

In o.g. Studie der Universität Jena wurde ja auch genau betrachtet, welche Lernmethode, welches Trainingskonzept bzw. welche Kombination verschiedener Lernansätze zum größtmöglichen Erfolg führt. Hier war zu lesen, dass der mentale Trainingsteil einen erheblichen positiven Beschleunigungsaspekt auf den Lernprozess hat. So konnte man lesen, dass diejenigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen, welche eben immer in der Kombination von mentalem und praktischem Training diese Fähigkeit erlernen, nur die Hälfte an Zeit benötigten, wie diejenigen, die den Teil Mentaltraining nicht in ihren Trainingseinheiten hatten.
Wir kennen ja auch aus anderen Leistungsbereichen, wie z.B. dem Sport, den großen Vorteil von der Kombination aus mentalem und praktischem Training. Was können die Teilnehmer und Teilnehmerinnen denn bei Ihrem Konzept an Mentaltrainingsteilen erleben?

Dem kann ich nur zustimmen. Und genau darum geh es in unserem Kurs: ein Computerschreibkurs mit einem mentalen Ansatz der mit dieser Visualisierungstechnik arbeitet.
Es geht zwar darum, eine Fingerfertigkeit zu lernen, aber die Lage der Buchstaben erlernen Sie mit Hilfe von Bildern, Musik, Farben und Geräuschen in einer entspannten Atmosphäre im Rahmen einer Geschichte. Dieses Wissen wird spielerisch (Ballspiel) wiederholt und durch das Ausfüllen von zwei Rätzeln im Heft nochmal vertieft. Erst dann tippen wir im Unterricht. Von der ersten Unterrichtsstunde sind dann schon 45 Minuten vergangen. Diese Zeit würde ich dem mentalen Training zuordnen.
Alles fängt im Kopf an! Deshalb ist es sehr wichtig, sich Dinge bzw. Situationen vorzustellen und sich zuerst mental auf etwas Neues vorzubereiten. Wenn wir etwas innerlich sehen können, dann können wir es auch tun. So sind wir geschaffen.

Nun möchten wir noch auf das Alter unserer Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu sprechen kommen und fragen Sie, ob es denn eine Altersobergrenze gibt, um an Ihrem/unserem Training teilzunehmen?

Der Kurs ist für jeden Teilnehmer geeignet, der tippen lernen möchte. Wir bieten den Kurs ab 9 Jahren an. Ich hatte auch schon 8-jährige Kinder, die das unbedingt lernen wollten und erfolgreich waren. Die Kinder sollten aber generell motiviert sein, nach dem Kurs auch regelmäßig zu tippen, damit sie das Gelernte vertiefen und nicht wieder vergessen.
Natürlich gibt es nach oben keine Altersbegrenzung. Unser Gehirn ist bis ins hohe Alter lernfähig – und lernen hält jung. Beim Tippen kommt es aber auch auf die Beweglichkeit der Finger an. Ältere Teilnehmer benötigen eventuell etwas länger um die Fingerfertigkeit zu trainieren. Aber sie haben oft nicht das selbe Lernziel wie eine Sekretärin. Sie möchten nur schneller und sicherer werden. Und das ist mit dieser Unterrichtsmethode gut zu schaffen.

Was benötigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen noch für kognitive Voraussetzungen, um das 10-Finger-Schreiben in unserem Setting erfolgreich zu erlernen?

Spaß am lernen! Wer mit Freude lernt, lernt schneller! Bei Kindern frage ich auch gezielt nach, wer freiwillig hier im Unterricht ist und was sie denn in dem Kurs überhaupt lernen wollen. Damit möchte ich ihre Motivation herausfinden. Manchmal sind es mehr die Eltern, die ihre Kinder anmelden, was auch gut ist. Jugendliche sind manchmal schwerer zu ermutigen, aber der schnelle Lernerfolg hilft da schnell weiter. Wenn die Teilnehmer erleben, dass sie nach ca. einer Stunde wirklich alle Buchstaben der linken Hand blind tippen können, folgt die Motivation alleine.
Wir bieten allen Teilnehmern ein Online-Tipptraining an, das speziell für den Kurs entwickelt wurde. Dies motiviert zusätzlich, um nach dem Kurs weiter zu trainieren.
Da wir Menschen von Natur aus in Bildern denken, alle unsere Sinne gebrauchen muss sich der Teilnehmer nur auf diese „naturkonforme“ Lernmethode einlassen. Der Rest geht fast von alleine.
Da der Kurs Bilder mit den Buchstaben verknüpft, ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnehme, dass der Teilnehmer die deutsche Sprache gut spricht. Wenn dies noch nicht der Fall ist, sollte er besser noch warten, bis seine Deutschkenntnisse ausreichen, um die Bilder in deutscher Sprache zu verstehen.

So möchten wir an dieser Stelle nochmals auf die Ergebnisse der Studie der Universität Jena kommen, die in Ihren Zusammenfassungen feststellten, dass gerade bei Rechtschreibleistungen, bei schwachen ‚Rechtschreibern‘ und eben bei Personen, bei denen Deutsch nicht Muttersprache ist, eine deutliche Verbesserung festzustellen war, wenn Sie die Computertastatur beherrschen. Insbesondere hebt die Studie hervor, dass sich sog. logographemische Fehler, wie sie auf einer Frühstufe des Schriftspracherwerbs häufig produziert werden, verringern lassen. Beispielhaft ist für solche Fehler die Verwechslung von Buchstaben, die Umstellung von Buchstaben, der Auslassung und auch das Hinzufügen von Buchstaben zu nennen. Sehen Sie diese Vorteile auch? Haben Sie konkrete Erfahrungen mit z.B. Teilnehmern oder Teilnehmerinnen mit legasthenen Teilnehmer oder Teilnehmerinnen?

Ja, das kann ich nur bestätigen, auch aus meiner eigenen Erfahrung. In meiner Schulzeit bereiteten mir Diktate und Aufsätze viel Schwierigkeiten. Selbst in meiner Lehrzeit hatte ich darunter noch gelitten. Durch das viele Tippen konnte ich sowohl meine Rechtschreibung als auch die Grammatik und Ausdrucksweise wesentlich verbessern. Wichtige Schriftstücke lasse ich aber immer noch Korrektur lesen.

Man kann also auch sagen, dass das Erlernen des Tastschreibens einen zusätzlichen Reiz für die Entwicklung konzentriere Fähigkeiten setzt, die Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit verbessert?

Das ist sicherlich so, macht Spaß, spart Zeit und Energie. Wenn es einfacher ist sich zu konzentrieren schreibt man gerne ausführlichere Mails.

Frau Lang, wir danken Ihnen für diesen ersten Austausch. Sicherlich können Interessierte bei Ihnen oder bei mir noch weitere Fragen stellen. Vielen Dank für das Gespräch.

Herr Dannhorn, ich möchte mich auch bei Ihnen für Ihre Zeit bedanken. Selbstverständlich beantworte ich gerne weitere Fragen.
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Die Studie der ‚Erziehungswissenschaftlichen Fakultät‘ der Friedrich-Schiller-Universität Jena (zwischen 1998 und 2003) finden Sie hier.
Und die Studie der ‚Aalto-University‘ in Finnland finden Sie hier.
Die Infos zu ‚effektives Lernen‘ sind hier zu finden.

Wenn Sie Interesse haben, ebenfalls diese Kompetenz zu erlernen, oder für Ihre Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen ein entsprechendes Training an zu bieten, gibt es unser Angebot.

Matthias C. J. Dannhorn

 

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